Die Trainerausbildung in Österreich von Thomas Klaus

Der Weg zum UEFA-Pro-Diplom (Fußballlehrer) im Österreichischen Fußballbund

Wer sich in Österreich zum Fußballtrainer ausbilden lassen möchte, hat einen langen und beschwerlichen Weg vor sich. Lang, vor allem, wenn man kein Profi war und ganz unten Anfangen muss und beschwerlich, weil man als Amateurtrainer nur kaum die Aufnahmekriterien für höhere Diplome erreichen kann.

Die erste Stufe – das Kindertrainerdiplom

War man kein Profi, fängt man also ganz unten an und zwar beim Kindertrainerdiplom. Die Schwerpunkte liegen hier vor allem im Breitensport und der Ausbildung von Kindern bis 12 Jahre d.h. allle Mannschaften, die noch nicht 11 vs 11 Spielen.

Bereits die Anmeldung zu diesem Kurs wird für einige zur Qual, da man nämlich dafür schon zahlreiche Unterlagen benötigt:

  • Strafregisterauszug (nicht älter als 3 Monate)
  • Strafregisterauszug für Kinder- und Jugendfürsorge (nicht älter als 3 Monate)
  • Ärztliches Zeugnis über die sportliche Tauglichkeit (nicht älter als 6 Monate)
  • Nachweis zum Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses (nicht älter als 5 Jahre)

Hat man all diese Unterlagen zusammen, muss noch die Kursgebühr bezahlt werden und man kann sich im Onlinesystem von www.fussballoesterreich.at zum Kurs anmelden.

Der Kurs Umfasst 60 UE (Unterrichtseinheiten) und wird vom jeweiligen Landesverband und deren Instruktoren abgehalten. Nach dem Kurs folgen 6 Monate Praxis im Verein mit einer entsprechenden Mannschaft. Bevor man zur schriftlichen und praktischen Prüfung antreten darf, muss man die 6 Monate Praxis mittels einer Trainingsdokumentation (60 Einheiten) nachweisen.

Die zweite Stufe – das Jugendtrainerdiplom

Nachdem man das Kinderdiplom positiv Abgeschlossen hat, darf man nach dem absolvieren einer Eignungsprüfung zum Jugendtrainerdiplom antreten. Für die Anmeldung zu diesem Kurs, werden nochmals dieselben Formulare, wie für das Kinderdiplom benötigt.

Der Jungendtrainerdiplom-Kurs umfasst ebenfalls 60 UE und wird vom jeweiligen Landesverband durchgeführt. Abgeschlossen wird auch dieser Kurs mit einer 6-monatigen Praxis und einer abschließenden schriftlichen und praktischen Prüfung. Auch hier ist eine Trainingsdokumentation von 60 Einheiten nötig um die Prüfung ablegen zu dürfen. Das Diplom richtet sich an Trainer die Nachwuchsmannschaften im Großfeldbereich bzw. im untersten Amateurbereich arbeiten.

Die dritte Stufe – das UEFA-B-Diplom

Hat man die beiden Diplome in der Tasche, dann befindet man sich auf dem selben Level wie ein Profi oder Ex-Profi und darf in das UEFA-B-Diplom einsteigen, vorausgesetzt, man hat genügend Punkte beim Eignungstest und die nötigen Formulare (wie Jugendtrainer, nur ohne Kinder- und Jugenfürsorge) der Anmeldung beigelegt. Auch das UEFA-B-Diplom wird noch vom Landesverband durchgeführt, allerdings in Verbindung mit der Bundessportakademie. Der Kurs dauert mit 80 UE Einheiten etwas länger als die vorigen Kurse, dennoch benötigt man auch hier die 6-monatige Praxis und die Trainingsdokumentation als Grundvoraussetzung für die Prüfung. Die Prüfung legt man nun mündlich vor einer Prüfungskommission in den Bereichen Bewegungslehre, Psychologie, Allgemeine Trainingslehre und Spezielle Trainingslehre ab. Die praktische Prüfung erfolgt durch einen Instruktor vor Ort, heißt, der Prüfling darf mit seiner eigenen Mannschaft zur Prüfung antreten.

Die vierte Stufe – das UEFA-A-Diplom

Möchte man jetzt noch einen Schritt weiter in der Trainerausbildung gehen, wird es für die meisten schon sehr schwierig bis unmöglich. Denn die Hürde zum UEFA-A-Diplom hat es ordentlich in sich. War man z.Bsp.: nur Nachwuchstrainer im Verein, dann bekommt man nur 2 von 10 Möglichen Punkten bei den Selektionskriterien. Wenn man bedenkt, dass es max. 30 Punkte gibt und nur die ca. 70 Punktebesten pro Jahr genommen werden, kann man erahnen, wie schlecht die Chancen für einen Nachwuchstrainer sind. Weitere max. 10 Punkte gibt es für die Note des UEFA-B-Diploms und nochmals max. 10 Punkte gibt es für das Eigenkönnen. Im Schnitt braucht man mind. 18 Punkte um überhaupt eine Chance zu haben. Ein Trainer, der also Nachwuchstrainer ist (2 Punkte) und beim UEFA-B-Diplom nur ein Befriedigend (6 Punkte) hat, muss beim Eigenkönnen 10 Punkte erreichen. Wenn man den Gerüchten der Instruktoren glauben kann, dann hat bisher nur Andreas Herzog diese 10 Punkte beim Eigenkönnen erreicht.

Auch hier werden vor der Anmeldung dieselben Formulare wie beim UEFA-B-Diplom benötigt.

Wenn man einer der Glücklichen ist, die zum Kurs aufgenommen werden, muss man sich 5 Wochen, verteilt auf das ganze Jahr, für diesen Kurs Zeit nehmen. Der Kurs umfasst 250 UE, wird vom ÖFB und der Bundesportakademie durchgeführt und mit einer 2-tägigen Prüfung (kommissionell und praktisch) abgeschlossen. Die 250 UE werden in Blöcken an den Sportschulen der Bundessportakademie durchgeführt. Jeweils 2 Wochen im Herbst und Frühjahr an der Sportschule Lindabrunn, sowie die Abschlusswoche im Frühjahr an der Sportschule Faak am See.

Die fast unmögliche Stufe – das UEFA-Pro-Diplom

Hat man nach diesem Kurs noch immer nicht genug und man möchte auch das UEFA-Pro-Diplom erwerben, wird es äußerst schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, als Amateurtrainer aufgenommen zu werden. Das Problem sind hier nämlich die Selektionskritierien, denn hier zählt auch die Laufbahn als Spieler. Wenn man also nie in einer höheren Liga gespielt hat, wird es äußerst schwierig sich gegen die Ex-Profis durchzusetzen, selbst wenn man gute Noten in den vorigen Kursen hatte. Weiters muss man ein Assessment-Verfahren überstehen um aufgenommen zu werden.

Das UEFA-Pro-Diplom erstreckt sich über 2 Jahre, umfasst 400 UE und wird in Modulform abgehalten. Abgeschlossen wird es mit einer kommissionellen Prüfung und erlaubt das Arbeiten als Hauptverantwortlicher Trainer in der 1. und 2. Leistungsstufe, also Profibereich in Österreich.

Der Weg zum Spitzenachwuchsfußballtrainer

Möchte man als Trainer jedoch einen anderen Weg, den des Spitzennachwuchstrainers, einschlagen, gibt es diese Schiene natürlich auch. Sobald man das UEFA-B-Diplom sein eigen nennt, darf man das Junioren-B-Diplom absolvieren. Hat man das UEFA-A-Diplom inne, darf man sein Glück bei den Selektionskriterien des UEFA-Elite-Junioren-A-Diploms versuchen.

Das ist ein grober Überblick über die Trainerausbildung in Österreich. Ich werde mit den Verantwortlichen des Blogs sprechen, ob sie auch gerne Detailinfos zu den einzelnen Diplomen haben möchten. Wie z.Bsp.: der Kurs abläuft, welche Inhalte usw.

Über den Autor:

Thomas Klaus

Geb. 08.04.1986 in Schwarzach im Pongau

Wohnhaft in Tirol
Aktuell als Chef-Trainer des USV Ötz im Herrenbereich und als Individualtrainer im Landesausbildungszentrum Tirol tätig.

 

 

Begann seine Trainerkarriere 2009 im untersten Kinderbereich der SPG Silz/Mötz und durchlief in den nächsten Jahren alle Nachwuchsjahrgänge bis hin in den absoluten Spitzennachwuchsfußball von Österreich (ÖFB Jugendliga / Akademie Tirol). In den vergangenen Jahren ging er seinen Weg weiter und durchlief die Trainerausbildung und schloss 2016 das UEFA-A-Diplom mit Auszeichnung ab. Neben seiner Trainertätigkeit ist er noch für den Landesverband Tirol als Instruktor in der Trainerausbildung tätig und Hauptverantwortlich für die Verbreitung von FUNino in Österreich. Seit Jänner 2018 beschäftigt er sich mit dem Aufbau seiner eigenen Fußballschule in Tirol.

Kontaktdaten:

Thomas Klaus

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54838_Der Weg zum UEFA-Pro-Diplom – gueltig ab 1.7.2016

67892_Trainerausbildung 06112017